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Franz Hofstötter - Dissertation - Kurzfassung

Selbstporträt als Adam (Ausschnitt; Weiden St. Josef)

Franz Hofstötter

Künstlerische Arbeiten in öffentlichem Auftrag (1896-1918)
vorgelegt an der Universität Bamberg durch Xaver Luderböck

Franz Josef Hofstötter (01.09.1871 - 22.12.1958) war im letzten Jahrzehnt des 19. und in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts künstlerisch aktiv. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der Gesamtausstattung von Kirchen, führte daneben aber auch Aufträge für Profanbauten aus (z.B. in Passau). Leider blieben nur wenige seiner Werke erhalten. Die Quellenlage in Bezug auf die Auswertung von Archiven und Nachlässen ist ebenso lückenhaft wie die Überlieferung originaler Kunstwerke.

Franz Hofstötter gehörte zwar nicht zu den in erster Linie stilprägenden Gestaltern seiner Epoche, aber er war allen neuen Kunstströmungen und Entwicklungen gegenüber offen. In seinen Werken ist die Auseinandersetzung mit den Einflüssen seiner Zeit zu erkennen. Er versuchte, seine Ausstattungen von Kirchen und die zugehörigen Kirchenräume als beeindruckendes Gesamtkunstwerk zu gestalten, wobei er auf eine Vielzahl von stark traditionell geprägten Darstellungsweisen von Bildthemen mit übergeordnetem christlichem Leitmotiv Rücksicht nehmen mußte. Außergewöhnlich an seinen Arbeiten ist der Umstand, daß er zwar von einer spätnazarenisch geprägten Stilvorstellung, beeinflußt durch künstlerische Anregungen aus dem Umkreis des Klosters Beuron sowie von Vorbildern aus ottonischer Zeit, ausging (Ludwigsthal), sich aber über mehrere Phasen hinweg davon löste (Weiden St. Josef I, Weichering) und neue Kunstströmungen, vor allem den in München und Wien praktizierten Jugendstil, mit den alten Traditionen verknüpfte und zu eigenständigen Schöpfungen weiterentwickelte (Au, Weiden St. Josef II, München St. Maximilian).

Parallel zur Aufnahme von Jugendstilmotiven verlief ein für die Bildwirkung entscheidender Wechsel der Maltechnik. Die nun verfolgte Wachs-Kasein-Malerei bedingte einen farblich stärkeren Eindruck der Bilder und eine samtene Glanzwirkung der Bildoberflächen, die wirkungsvoll gegenüber matten, teilweise im Flachrelief gestalteten Flächen mit unregelmäßiger Oberfläche und hochglänzenden Glasmosaikfeldern abgesetzt waren.

Diese unkonventionellen Gestaltungen und teilweise neu erfundenen Bildkompositionen entsprachen nicht immer den Vorstellungen der kirchlichen Auftraggeber und lösten darum schon zur Entstehungszeit heftige Kritik von deren Seite aus (Weiden St. Josef II, besonders München St. Maximilian), während von anderer Seite positive Reaktionen Hofstötter ermutigten, auf diesem Weg weiterzumachen.

In der Zeit ab etwa 1910 war Hofstötter an mehreren Projekten gleichzeitig tätig und gehörte daneben noch 1914 der Jury der Gesellschaft für christliche Kunst in München an. Dies zusammen mit den Anforderungen, die der aufgezwungene Wehrdienst gegen Ende des Ersten Weltkrieges an Hofstötter stellte, führte zu einem Zusammenbruch Hofstötters und seiner öffentlichen künstlerischen Laufbahn, die 1918 abrupt unterbrochen wurde und von ihm bis zu seinem Tod nie wieder aufgenommen wurde.

 

Franz Hofstötter

Lebensdaten (Kurzform)

 

01.09.1871 Geburt in München

Realschule

1887-1893 Studium an Privatschulen,
an der Kunstgewerbeschule in München,
an der Akademie der bildenden Künste München (Malerei, Bildhauerei, Architektur) unter G. Hackl (1890/91 „Naturklasse“, Matr.-Nr. 731), Lindenschmit, Ruemann

 

1893-1896 Studienreisen

 

1896 Nürnberg: Ausstellungsgestaltung auf der Landesausstellung (nicht erhalten)

 

Passau: Wandgemälde im Rathaus (Mitarbeit bei Hauptmeister Fer­dinand Wagner)

 

1896 - 1901 Ludwigsthal: Innenausstattung der Pfarrkirche (Architekt J. B. Schott) nach den Plänen von Franz Hofstötter, Mitarbeit: Eugen Hasenfratz/ Zürich, Bild­hauerarbeiten von Franz Kruis aus Passau, Programmentwurf: Pfarrer Wolfgruber/Ludwigsthal

Ludwigsthal: Wandbilder im Pfarrhaus (nicht erhalten)

 

Ca. 1896 - 1911 Entwürfe und Glasmalereien für die Manufaktur Lötz/Klostermühle

 

1900 Weltausstellung Paris: Silberne und Goldene Medaille für Kunstgläser (Hauptentwerfer Franz Hofstötter) und mehrere Frauenporträts aus verschiedenfarbigen Glasflüssen in Phänomen-Dekor (in Gips eingebettet)

 

Sommer bis Dezember 1901 Weiden: Ausmalung der Hauptapsis von St. Josef in Weiden (Architekt J.B. Schott) mit Gnadenstuhl, Apostel­figuren, Szenen aus dem Alten Te­stament und Bibel­sprüchen (Staatsauftrag; nicht erhalten)

 

Dezember 1901 - Oktober 1902 Brüssel: angebliche Ausgestaltung der Krypta der belgischen Könige von Notre Dames in Brüssel (?) nach einem Umbau (nicht nachgewiesen)

 

1902 - 1903 Weichering: Innenausgestaltung der Kirche mit Wandgemälden und ornamentalen Wanddekorationen (Staatsauftrag)

 

1903-1904 Weiden: Projektprogrammentwürfe zur Um- und Ausgestaltung von St. Josef in Weiden durch Franz Hofstötter

 

1904 Passau: Wand- und Deckendekorationen und 16 Gemälde für den Kgl. Redouten­saal Passau (nicht erhalten)

 

1904 - 1916 München, St. Max: Ausgestaltung der Seitenschiffe (Architekt Freiherr von Schmidt) mit Gemälden, plastischen Arbeiten, Mosaiken, Glasfenstern, der Kanzel, Kreuzwegbildern u.a. (im 2. Weltkrieg zerstört)

 

1904 - 1905 Au: Deckengemälde im Chorraum und Hauptaltarbilder

 

01.03.1904 Der Name Franz Hofstötter erscheint erstmals in den gedruckten Mitgliederverzeichnissen der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst München

 

1905 Au: Wandgemälde am Mädchen-Schulhaus mit Kinderbewahranstalt (Architekt J.B. Schott) (nicht erhalten)

 

1905 - 1910/12 Weiden: Um- und Neuausgestaltung der gesamten Kirche St. Josef  mit Wandgemälden, Tafelbildern, plastischen Arbei­ten, Mosaiken, Glasfenstern u. a.

 

1907 Wandbild der Madonna mit Kind an Privathaus in Weiden/Opf.

 

1908 Ausstellungsfenster für Bayer. Hofglasmalerei van Treeck

 

1911 - 1918 Landau/Pfalz: Aufträge für die Marienkirche (Architekt Joseph Cades): Hochaltar mit bekrönender Kreuzigungsgruppe, Figuren, Reliefs, Glasfenster u. a. (im 2. Weltkrieg zerstört)

 

1912 Passau: Probebild einer Kreuzwegstation für St. Anton (?)

 

1912 - 1913 Königshütte (früher Oberschlesien, heute Chorzów in Polen): Ausgestaltung der Josefskirche; Architekt Josef Schmitz,  Nürnberg; 1906) mit Apostelköpfen in ovalen Schilden (Flachrelief und Mosaik), zwei Kanzeln (?) und Beichtstühlen(?)

 

1913 Auszeichnung durch die Jury der „Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst“ für Plastik (Kanzel von St. Maximilian in München, 1908/09) und Malerei (Kreuzwegstationen von St. Maximilian in München, 1908 ff)

 

Sommer 1913 Ausstellungsbeteiligung im Rahmen der Künstler, die der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst angehörten, an der großen Kunstausstellung in Paderborn mit Entwürfen zu den Kirchenausmalungen in Weiden und Landau/Pfalz

 

Oktober 1914 Ausstellungsbeteiligung im Rahmen der Künstler, die der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst angehörten, an einer Kunstausstellung in Münster mit Entwürfen zu den Kirchenausmalungen in Weiden und Landau/Pfalz

 

1916/17 Sulzbürg: Altarblatt „Herz Jesu“ für den nördlichen Seiten­altar der Pfarrkirche St. Pankratius

 

1917/18 Mitglied der Jury der „Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst“

 

1918 Einberufung zum Kriegsdienst, aber nach kurzer Zeit befristete Freistellung wegen dringender künstlerischer Arbeiten (für Landau/Pfalz)

 

01.08.1919 München: Beteiligung an der Kunstausstellung im bis Okt. 1919 Glaspalast (1. August bis Oktober) in der Abt. „Freie Kunstausstellung“ mit zwei Gemälden und einer Plastik, Kat.-Nr. 2305-2307)

 

1920 Offizielle Abmeldung nach Wörthinsel (Wörthsee), Gemeinde Buch; keine Ausführung öffentlicher Arbeiten mehr (seit Ende 1918). Franz Hofstötter lebt dort bis nach dem Zweiten Weltkrieg

 

19.01.1921 Antrag der Kirchenverwaltung Landau/Pfalz auf Neuausschreibung der Inneneinrichtung der Marienkirche

 

21.07.1921 Auflösung des Vertrages über Landau/Pfalz durch die Regierung

 

1928/29 Weiden: Tönung des bisher ungefärbten Hintergrundes der reliefierten Schriften nach Erlaubniserteilung durch Hofstötter

 

1943/44 München, St. Max: Zerstörungen bei Bombenangriffen

 

1944/45 Landau/Pfalz: Zerstörung der Arbeiten Hofstötters in der Marienkirche durch Kriegseinwirkung

 

1946/47 Schlagenhofen bei Bachern: Grabstein mit Christuskopf auf dem dortigen Friedhof

Franz Hofstötter zieht ans Ufer des Wöhrtsees um (Schlagenhofen)

 

1949 München, St. Max: Angebot Hofstötters die zerstörten Kirchenfenster und Kreuzwegstationen nach seinen Originalkartons wieder zu erneuern; wegen fehlender Gelder für Maurerarbeiten abgelehnt

 

1949 Schlagenhofen: Ölbild von „Christus im Grab“, umgeben von Engeln für die Aufbahrungskapelle auf dem Friedhof

 

1954 Schlagenhofen: Ölbild „Christus triumphans“ für Aufbahrungskapelle auf dem Friedhof

 

22.12.1958 Tod (in Bachern)

 

 

Ausschnitte aus der Dissertation 
(PDF-Dateien)

Einführung

Ausbildung

Erste Arbeiten

Kirche Herz Jesu in Ludwigsthal

Kirche St. Vitus in Weichering

Königlicher Redoutensaal in Passau

Kirche St. Vitus in Au/Hallertau

Kirche St. Josef in Weiden

Kirche St. Maximilian in München

Kirche St. Josef in Königshütte/Oberschlesien (Chorzów II, Polen)

Marienkirche in Landau/Pfalz

Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit

Aufbahrungskapelle in Schlagenhofen

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Restaurierungsprobleme

Quellen und Literatur

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